^REPORT VINYL
Schluss mit Genuss?
K a u m e in S T E R E O -A rtik e l p ro v o z ie rte s o s ta rk w ie „ S t ir b t V in y l? "
in d e r A u s g a b e 11/2010. W ie b e w e rte n F a c h le u te d ie S itu a tio n h e u te ?
E in e B e s ta n d s a u fn a h m e
I
O
bw ohl als Frage form uliert, schie-
d en sich an u n se re m B eitrag
„Stirbt V inyl?“ die Geister. R und
dreieinhalb Jahre später boom t die V inyl-
branche. A lso alles P anikm ache? N icht
unbedingt, den n im m er öfter erreichen
uns Leserbriefe u n d -m ails, die einen v er-
m ein tlich en V erfall d er Q u alität selbst
bei hochpreisigen Schallplatten beklagen.
D ie B eschw erden reich en v o n H ö h e n -
schlag, unerw ünschten H ohlräum en und
schlecht gestanzten M ittellöchern bis hin
zu R ückständen in den Rillen u n d K nis-
te rn . A n h a n d des F ertigungsprozesses
w ollen w ir m öglichen U rsach en dieser
M ängel nachgehen u n d diskutieren, ob
V inyl in Z ukunft G efahren drohen.
Das M aster
F rü h e r w ar das M aster für
eine V inylproduktion im m er
ein A n alo g b an d - id e ale r-
weise das originale M asterband der Stu-
dio sessio n , im sch lech testen Fall eine
m in d e rw e rtig e K opie. So k o n n te d er
Klangunterschied zwischen einer US- und
europäischen Pressung daher rühren, dass
das originale M asterband nu r bei P roduk-
tio n en für d en U S -M arkt V erw endung
fand. In den 90er Jahren überspielte m an
oft von D A T -K assetten, heute dagegen
erfolgt dies m eist v o n D igital-D ateien:
Selbst die n eue B eatles-V inyledition in
den A bbey Road Studios (siehe STEREO
1/13) w urde auf G rundlage eines H och-
bit-R em asters vorgenom m en - was Spe-
kulationen befeuert, wie oft bei N eu p ro -
duktionen alter Titel inzw ischen tatsäch-
lich noch von O riginalbändern überspielt
w ird. Im m erhin haben wir die E rfahrung
g em ach t, dass au ch S ch allplatten a u f
G rundlage von D igital-M aster h erv o rra-
gend klingen können.
Das Schneiden
der Folien
B eim S ch n eid en d e r R ille
a rb e ite t d e r S ch reib er m it
v a ria b le m D ru c k ex tre m fe in m o to -
risch. D a fü r d en S ch n itt v o n h o h e n
F re q u e n z e n d e r S tichel se h r sch n ell
bew egt w erden m uss, sin d die Schreiber
h o h en th erm isch en B elastungen ausge-
setzt, u n d der Saphir- bzw. R ubinstichel
n u tz t sich ab.
D a n ie l K rieg e r v o n S ch a llp la tte n
S ch n eid T e c h n ik B rü g g em an n (SS T )
b eto n t, dass m a n d en Stichel tau sch en
sollte, w enn die R auheit der R illenflan-
k en z u n im m t u n d die R illengrundver-
ru n d u n g g rö ß e r w ird. A us E rfa h ru n g
w eiß er, dass die A b n u tzu n g v o m v e r-
w e n d e te n F o lien m ate rial (s. Seite 14)
sow ie der Q u alität des verw endeten Sti-
chels abhängt, so dass ein S ticheltausch
nach 20, m an ch m al auch erst nach 120
S ch n eid -S tu n d en erfo rd erlich ist: „D ie
größere R auheit e rh ö h t das G ru n d ra u -
schen bei der A btastung, u n d eine ü b er-
m äß ig e R ille n g ru n d v e rru n d u n g k a n n
die gew ünschte F ü h ru n g des A btasters
in der Rille verh in d ern : D er A btaststift
w ürde n ich t m eh r von den R illenflanken
getragen w erden, so n d ern au f dem Ril-
le n g ru n d gleiten; eine stark verfälschte
14 STEREO 5/2014